Schule Herrentor macht Rolle rückwärts

Es ist verständlich, dass eine Schule sich für ihren Fortbestand einsetzt. Man reibt sich jedoch die Augen angesichts der Forderung der Oberschule Herrentor an den Schulträger und die Politik, Realschule zu werden. Wiederholt sich nun Geschichte, nur andersherum? Es lohnt der Blick zurück. Auch 2012 stand die Fortschreibung des Schulentwicklungsplans und die weitere Entwicklung der Schulstandorte auf der Tagesordnung. Die Realschule Herrentor sollte nach Auffassung der Verwaltung Realschule bleiben.

Überraschend stellte die Schule jedoch folgenden Antrag: „Der Schulträger – die Stadt Emden – soll zum Schuljahr 2012/2013 eine nach Schuljahren gegliederte Oberschule (Name: Oberschule Herrentor) ohne gymnasiales Angebot als teilgebundene Ganztagsschule zum 1.8.2012 bei der Landesschulbehörde/Kultusministerium beantragen.“  Im April 2013 beschließt der Rat auf Wunsch der Realschule Herrentor deren Umwandlung zur Oberschule.

Deren eifrigste Befürworter im Rat waren CDU und FDP. Im Protokoll des Schulausschusses vom 2. Februar 2012 ist nachzulesen: „Herr Fooken betont, die FDP-Fraktion unterstütze ausdrücklich den Antrag der Realschule Herrentor. Man habe sich bisher mit Äußerungen in der Öffentlichkeit zurückgehalten, da im Rahmen des Steuerkreises ausdrücklich Stillschweigen vereinbart worden sei. Umso erstaunter sei er heute über das Statement in der Emder Zeitung seitens der CDU-Fraktion gewesen, in dem der Fraktionsvorsitzende sich entsprechend positioniert und für eine Oberschule ausgesprochen habe.“

Dies war nicht verwunderlich. Die Oberschule war das Vorzeigeprojekt der damaligen CDU-geführten Landesregierung als Gegenmittel gegen die Gründung von Integrierten Gesamtschulen. Kultusminister Bernd Althusmann pries 2010 diese neue Schulform an: „Die Oberschule ist ein attraktives Angebot, das individuell die beste Lösung für jede Region sicherstellt.  … „Eine Oberschule bündelt die Vorteile aus verschiedenen Schulformen. Wir bieten den Schulträgern damit neue Möglichkeiten. Wichtig bleibt: wir sichern auch künftig eine höchstmögliche Durchlässigkeit und der freie Elternwille bleibt erhalten.“

Eine Frage bleibt allerdings: Warum wollte man damals eigentlich unbedingt Oberschule werden und warum will man heute wieder unbedingt zur Realschule zurück? Zum Wohle der Kinder oder zum eigenen Wohl?

Bernd Renken

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